Karriere-Berater Hans Bürkle im Gespräch mit Günter Biereyé

Bürkle:

Herr Biereyé, Sie waren 28 Jahre in der Führungskräfteentwicklung (FKE) tätig, haben in zwei großen Konzernen ein FKE-System aufgebaut und verantwortlich geleitet. Warum haben Sie sich jetzt speziell für die Studienberatung entschieden?

Biereyé:

Nun, die Gestaltung und Umsetzung eines FKE-Systems, das ich gemeinsam mit den Personalfachleuten der Konzerngesellschaften zum Laufen gebracht habe, war schon eine große Herausforderung.

Bürkle:

Dann könnten Sie dieses doch auch für andere Unternehmen anbieten.

Biereyé:

Es ist ja auch bei mir im Beratungsangebot, aber der Schwerpunkt liegt bei der Studienberatung.

Bürkle:

Haben Sie sich schon sehr früh für die Nachwuchsförderung eingesetzt?

Biereyé:

In der Tat, ich habe mehrere Hochschulabsolventen auf ihrem Weg zum Bereichsleiter und Vorstand begleitet und dabei Stärken, aber auch bestimmte Defizite erkennen müssen.

Bürkle:

Soll heißen, Sie sehen hier einen besonderen Ansatzpunkt jungen Leuten zu helfen?

Biereyé:

So ist es. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in München hat es auf den Punkt gebracht: "Die Quote der Studienabbrecher ist mit 30% viel zu hoch, in den Naturwissenschaftlichen Fächern sind es sogar 48%."

Bürkle:

Was ist denn der Hauptgrund für die hohe Quote der Studienabbrecher?

Biereyé:

Der Hauptgrund ist häufig die Orientierungslosigkeit, die aus der großen Menge an Möglichkeiten hervorgeht - die Schüler verlieren schlichtweg den Überblick. Die Vielzahl der Optionen überfordert viele Jugendliche, herauszufinden, was ihnen wichtig ist. Immer mehr Ausbildungswege, Berufsbilder und Studiengänge kommen auf, gleichzeitig haben die wenigsten Jugendlichen eine realistische Vorstellung von den einzelnen Berufen.

Bürkle:

Wie gehen Sie vor, damit die von Ihnen beratenen Schüler/innen nicht bereits im ersten Semester wechseln?

Biereyé:

Bevor man sich mit potentiellen Studiengängen beschäftigt, muß man sich erst einmal mit den Jugendlichen selbst beschäftigen. Mit systematischen und diagnostischen Testverfahren werden Motivation, Kompetenz, Stärken und Schwächen analysiert. Alle von mir eingesetzten Tests sind wissenschaftlich fundiert und beziehen sich auf Persönlichkeit, Intelligenz und Interessengebiete.

Bürkle:

Diese wissenschaftlich anerkannten Tests beruhen ja auf einer Selbsteinschätzung. Was ist mit Fremdeinschätzung?

Biereyé:

Eine Fremdeinschätzung ist für jede Altersgruppe zur Persönlickeitsentwicklung von großer Bedeutung. Ich setze ebenfalls auf Wunsch einen Einschätzungstest durch einen Lehrer ein, der über das Sozial- und Lernverhalten des Schülers Auskunft gibt.

Bürkle:

Wenn Sie die Auswertung der Tests durchgeführt und die Ergebnisse mit dem Jugendlichen besprochen haben, wie sehen dann die nächsten Schritte aus?

Biereyé:

Nun, dann heißt es den richtigen Studiengang und die passende Uni zu finden. Hier gibt es die bereits erwähnte große Vielfalt von Optionen wie Bachelor, Master, Duale Ausbildung, Studium im Ausland usw.

Bürkle:

2010 ist in Deutschland generell die Umstellung von Diplom-Abschlüsse auf Bachelor und Master erfolgt.

Biereyé:

Das ist richtig. Ich war Mitglied in der Arbeitsgruppe der DAX-Unternehmen in Deutschland, die die Umstellung vorbereitet haben. Ich denke, nach Anfangsschwierigkeiten sind wir auf dem richtigen Weg und können von einem einheitlichen System in den meisten europäischen Staaten sprechen.

Bürkle:

Ihre Studienberatung läuft über vier Wochen, jede Woche 2 Stunden, warum nicht ein Tag mit 8 Stunden, wie es Ihre Wettbewerber anbieten?

Biereyé:

Hier kommt die Erfahrung meiner 36 Jahre Personal- und Führungskräfteentwicklung zur Anwendung. In dieser Zeit konnte ich erkennen, wie wichtig es ist, grundsätzlich Menschen über einen längeren Zeitraum als einen Tag zum Lernziel zu begleiten. Der Ausnahmefall: Wenn Eltern außerhalb von München mein Angebot für so interessant halten, reise ich am Vortag an und der Beratungstag geht von 8:00 -18:00 Uhr.

Bürkle:

Gibt es bei der Beratung nicht auch einen Unterschied zwischen Erwachsenen und Jugendlichen?

Biereyé:

Wichtig ist zu wissen, dass jedes Kind einzigartig ist. "Empfindungsweise und Seelenstärke der Menschen sind verschieden", erkannte schon der Gelehrte Michael de Montaigne vor 500 Jahren," man muss sie daher ihrer Wesensart gemäß auch auf verschiedenen Wegen zu ihrem Besten führen."

Bürkle:

Wenn Sie die Schüler über vier Wochen beraten und begleiten, ist es dann nicht ein Nachteil, dass Sie dieses nur in München und Umgebung machen können?

Biereyé:

Das ist richtig, ich hoffe aber zum Nutzen der Jugendlichen, dass Kollegen von mir in anderen Städten ein ähnliches Beratungsangebot anbieten.

Bürkle:

Bieten Sie Ihre Beratung auch online an?

Biereyé:

Nein, die Erfahrung hat gezeigt, dass bei der online-Beratung nicht die Substanz erreicht werden kann, wie im persönlichen Gespräch.

Bürkle:

Als Zielgruppe der Beratung nennen Sie Schüler des vorletzten Schuljahres mit Hochschulzugangsberechtigung.

Biereyé:

Ja, ich denke in der letzten (jetzt 12. Klasse) des Gymnasiums müssen die Schüler ausreichend Zeit für die Vorbereitung der Abiturprüfung investieren. In der 11. Klasse sind da mehr Zeiträume, um die Entscheidung der Studienwahl anzugehen.

Bürkle:

Das Honorar beträgt 590 Euro plus Mehrwertssteuer, also rund 700 Euro.

Biereyé:

Ich meine, eine angemessene Summe, die Eltern oder Großeltern für die Zukunftsentscheidung ihres Kindes oder Enkelkindes aufbringen. In diesem Betrag ist auch - wenn gewünscht - ein kostenloses Gespräch nach der Hälfte des ersten Semesters enthalten.

Bürkle:

Neben der Entscheidung für den richtigen Studiengang ist doch für junge Menschen auch das Thema Persönlichkeitsentwicklung von großer Bedeutung.

Biereyé:

Das sehe ich auch so. Die Frage ist, wann der richtige Zeitpunkt für dieses Thema ansteht. Nach dem Bachelor-Studium und vorher eventuell einem Auslandsaufenthalt oder Freiwilligen Jahr sind die jungen Menschen zwischen 22 und 23 Jahre. Zu diesem Zeitpunkt biete ich eine Beratung zur Persönlichkeitsentwicklung.

Bürkle:

Jetzt vielleicht noch eine sehr persönliche Frage. Zu Ihrer beruflichen Tätigkeit gehörte, andere Menschen zu beurteilen. Wenn Sie sich selbst beurteilen sollten, was ist Ihre besondere Fähigkeit ?

Biereyé:

Das müssten natürlich wieder andere feststellen. Aber ich denke, da ich in meinem Berufsleben an die 500 Mitarbeiter eingestellt habe, habe ich gelernt aktiv zuzuhören und dabei meine Beobachtungsgabe trainiert. So glaube ich, dass ich verhältnismäßig schnell, eine realistische Einschätzung meines Gesprächspartners abgeben kann.

Bürkle:

Im Vorgespräch erwähnten Sie, dass Sie von Ihrem Honorar Geld an bestimmte Stiftungen überweisen werden.

Biereyé:

Am Ende eines jeden Geschäftsjahres werde ich fünf Prozent an die Stiftung Herz für Kinder sowie fünf Prozent an die Stiftung von Uschi Glas überweisen, die sich für ein kostenloses Frühstück für Schulkinder einsetzt.

Bürkle:

Herr Biereyé, ich danke Ihnen für dieses Gespräch und hoffe, dass viele junge Leute und deren Eltern den Nutzen Ihrer Beratung erkennen und in Anspruch nehmen.

Günter Biereyé   *   Lamontstrasse 19   *   81679 München   *   Telefon: 089 94385149